Schutzwaldpflege am Landquarterberg | Schiers

2022-05-21 19:36:58 By : Ms. SemsoTai ShenZhen

«Wenn du dies zehn Förstern fragst, kriegst du elf verschiedene Antworten», sagt der Schierser Thomas Löffel auf die Frage, warum ein Baum gefällt wird. Schuld am Holzen sind am Landquarterberg aber nicht ein Käferbefall, erklärt der Gemeindeförster. «Die Natur kennt den von uns Menschen erschaffenen Begriff ‹Schädling› gar nicht. Für sie hat jedes Lebewesen seinen Sinn und Zweck.»

Gut 80 Prozent des Schierser Waldes habe eine Schutzfunktion vor Hochwasser, Hangmuren Steinschlägen und Lawinen, sagt Thomas Löffel. «Allgemein wäre Graubünden ohne Schutzwald kaum bewohnbar.» Der beste Schutz garantiere ein möglichst vielfältiger Wald bestehend aus alten, mittleren und jungen Bäumen. Zudem sollen neben Rottannen auch Weisstannen, Buchen, Bergahorne, Vogelbeere, Kirschbäume etc.  für ein breiteres Sortiment im Wald sorgen. Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen sei es so, dass immer mehr Laubholz sich in den Schweizer Bergwäldern breitmacht. «Es ist ein bisschen wie bei einem Aktienkauf. Dort setzt man auch auf Diversifikation und versucht das Risiko zu verteilen.» Im konkreten Fall hier in Grawrüti bedeutet das, dass in vier Seilbahnen 20 Meter breite Hauptöffnungen entstehen. «Damit die nächsten Generationen an Bäumen nachwachsen können, brauchen sie Licht und Wärme. Dieses wird ihnen an vielen Orten von alten Bäumen genommen. Damit ein Schutzwald arten- und strukturreich wird, schauen wir Förster, wo die passenden Stellen für den zukünftigen Jungwald sind und welche Bäume stabil sind, welche dem Wald ein stabiles Gerüst geben. Gemeinsam mit dem Forstunternehmen Kunfermann entfernen wir labile Fichten und geben den stabilen die Möglichkeit, sich zu entfalten.» Praktisch alles von den gefällten 500 Kubik Holz könne wieder verwertet werden. «Der Wald ist ein Multitalent. Neben dem Schutz ist er ein CO2-Speicher, Rohstofflieferant, ein Wasserspeicher, Erholungsort…» Löffel und sein Team lassen bewusst auch hin und wieder ein paar Baumstämme quer liegen, die neben dem Schutz vor Steinen auch als Keimbeet oder «Kinderkrippe» für seltene Arten da seien. Die ganze Schutzwaldpflege sei ein Generationenprojekt. «Es ist wichtig, dass man konstant dranbleibt damit der Wald über mehrere Jahrzehnte den Menschen im Tal Schutz bietet. Die Natur kommt auch ohne uns Menschen sehr gut zurecht und braucht uns nicht; jedoch sind wir von ihr zu 100 % abhängig; weshalb es nicht verkehrt ist, wieder mal ein bisschen mehr auf sie zu achten.»

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